Im Sommer 2019 saßen wir zusammen beim Grillen und überlegten wohin wir im Jahr 2020 mal wieder fahren möchten. Es kam die Idee auf mit einem ICE zum Hofbräuhaus zu fahren, dies scheiterte allerdings daran, dass die Deutsche Bahn uns kein Angebot zukommen ließ, da die DB der Meinung war, dass es zu teuer wird. Das konnten wir nicht ganz nachvollziehen, denn die DB bewirbt im Internet, dass man auch einen ICE chartern kann.
Da wir aber ohnehin lieber mit historischen Zügen fahren wollten, konnten wir den TEE des DB Museums mieten. Das Hofbräuhaus war auch recht begeistert von unserer Idee und bot uns gleich den historischen Festsaal an.
Wir konnten den Zug erfolgreich bewerben, wir waren in vielen Zeitungen, druckten Plakate und machten Werbung im Internet.
Der Zug war im Frühjahr 2020 bereits ausverkauft und wir waren gespannt wie unsere Fahrt verlaufen wird. Dann kam alles anders, die Corona-Pandemie durchkreuzte unsere Pläne. Wir konnten kurzerhand die Fahrt um ein halbes Jahr verschieben, in der Hoffnung, dann wäre alles besser. Zudem der Münchner Weihnachtsmarkt als zusätzliches Ziel auch interessant gewesen wäre. Zum damaligen Zeitpunkt konnte ja noch niemand abschätzen wie lange wir uns mit Corona beschäftigten. Der Zug war zum Dezember 2020 wieder ausverkauft.
Als dann der zweite Lokdown im Herbst 2020 kam, haben wir unsere Fahrt auf den Juni 2021 verschoben, also ein Jahr nach unserem ersten Termin. Der dritte Termin rückte näher, der Zug war zwischenzeitlich wieder annähernd ausverkauft. Leider gingen die Corona-Zahlen nicht wieder runter so dass wir die Fahrt dieses mal gleich um ein ganzes Jahr verschoben hatten.
Im Frühjahr 2022 war dann irgendwann absehbar, dass wir fahren können. Im Zug waren aber so viele Plätze frei geworden, dass der Zug so nicht wirtschaftlich gewesen wäre. Innerhalb weniger Wochen konnten wir den Zug wieder fast voll kriegen, im Zug waren letztendlich nur noch wenige Plätze frei.
Leider ärgerte uns die Deutsche Bahn ein wenig, die Fahrzeiten für unseren ersten Termin von 2020 haben wir so nicht wieder bekommen, stattdessen wurde es ein wenig früher und der offizielle Fahrplan ließ lange auf sich warten, dies war nicht zur Freude der Fahrgäste und des Teams.
Einen weiteren Streich spielte uns die Deutsche Bahn als wir am Nachmittag vor der Fahrt den Zug beladen wollten. Vorher war bei der DB ein Gleis angemietet worden, welches direkt neben der alten Holzverladung im Gießener Bahnhof ist. Hier hätten wir direkt mit den Autos neben den Zug fahren können um ihn zu beladen. Auf Grund von Personalmangel, und den vielen Bürokratischen Hürden bei der Eisenbahn, war unser Abstellgleis etwa 20 Gleise weiter und wesentlich weiter weg. Also Kurzerhand mehrere Gleissperrungen beantragt und die Bierkisten etwa mehrere hundert Meter durch den Gießener Güterbahnhof getragen. Aus einer kurzen Beladung wurden dann auch mehrere Stunden, die meisten hatten weniger als 4 Stunden Schlaf bis es morgens los ging. Ein Dank geht auch an das Team der Mikrobrauerei Octobräu aus Lahnau-Dorlar, welche uns tatkräftig beim Einladen unterstützt haben.
Der erste Teil des Teams, bestehend aus dem Reiseleiter Gregor Börner und seiner Frau Désirée Börner und dem Vereinsvorsitzenden Rene Rassl und seiner Freundin trafen gegen 3:30 Uhr im Gießener Güterbahnhof ein. Im Zug mussten noch Zuglaufschilder, Wegbeschreibungen und Speisekarten verteilt werden. Der Zug fuhr dann als Leerfahrt nach Marburg, dort musste die Lok auf die andere Seite des Zuges umrangiert werden, währenddessen hat das Zugpersonal den Speisewagen mit Original Münchner Weißwurst beladen, die der 1. Vorsitzender wenige Tage vorher selbst in München abgeholt hat. Außerdem mussten viele Kaffeekannen und andere Speisen eingeladen werden. Der Zug war beladen, konnte aber noch nicht abfahren, wir warteten noch auf 400 belegte Brötchen welche die Bäckerei nicht rechtzeitig geliefert hatte. Im Akkord wurden diese erstmal nur schnell in den Zug reingestellt und so konnten wir mit einer Verspätung von etwa 15 Minuten abfahren.
Der Speisewagen glich nach Abfahrt wie einem Ameisenhaufen, viele helfende Hände wuselten hin und her, sortierten die Brötchen, kochten Kaffee und richteten den Wagen her. In Gießen stieg noch das Team der Mikrobrauerei Octobräu zu welche ihre Zapfanlage in Betrieb nahmen.
Das Team von Octobräu lernte unser Reiseleiter Gregor Börner einige Jahre zuvor kennen als er mit ihnen einen Podcast aufgenommen hat. Damals haben sich die 4 Freunde von Octobräu zusammengefunden, relativ spontan ein altes Feuerwehrauto gekauft und darin eine Brauerei errichtet.
Nach der Aufnahme des Podcasts hat man sich, wahrscheinlich etwas zu lange unterhalten, und kam auf die Idee das Bier im Zug zu verkaufen.
Wir können hier nur unseren Dank aussprechen für die Tatkräfte Unterstützung durch Octobräu. Wir können uns auch nur bei allen Fahrgästen bedanken die während der Hinfahrt schon dafür gesorgt haben, dass der Biervorrat nicht ausreichte und Octobräu in München Fassbier für die Rückfahrt besorgen musste.
Octobräu sagte uns, die Fahrt war auch für sie ein voller Erfolg und man möchte bei unserer nächsten Fahrt unbedingt wieder dabei sein. Dies beruht auf Gegenseitigkeit.
Das Bier von Octobräu kann man jeden Donnerstab von 18-19 Uhr in Lahnau-Dorlar, Atzbacher Straße 26 kaufen. Zudem gibt es einen Onlineshop. Für Teilnehmer der Fahrt wurde sogar ein Rabattcode für den Onlineshop herausgegeben.
In Gießen stieg über die Hälfte der Fahrgäste ein, etwa 230 Personen waren für Gießen gemeldet. Das Zugpersonal versuchte am Bahnsteig schon die Fahrgäste zu sortieren, damit diese unter keinen Umständen durch den vollen Speisewagen gehen mussten. Weitere Halte waren in Butzbach, Bad Nauheim und Friedberg. Nach Friedberg war unser Zug wieder pünktlich.
Durch Bahnbauarbeiten bei Bad Vilbel mussten viele Züge umgeleitet werden, deshalb planten wir unseren Zug schon von Anfang an über die Umleitungsstrecke zwischen Friedberg und Hanau zu fahren. Durch die ganzen Umleitungen gab es allerdings einen größeren Stau auf dieser Strecke der bis kurz vor Frankfurt anhielt. Währenddessen baute unser Zug eine Verspätung von 74 Minuten auf.
Nach Frankfurt konnten wir unsere Verspätung wieder verringern. In unserem Fahrplan waren genügend Fahrzeitreserven, die Lokführer konnten aus 74 Minuten Verspätung bis München sogar 2 Minuten Verfrühung rausfahren.
In Darmstadt stiegen nochmal einige Fahrgäste zu. Hier wurde unser Zugpersonal am Bahnsteig noch angesprochen ob eine Frau noch mitfahren kann, ihr ICE ist ausgefallen und ihr Urlaub steht gerade auf der Kippe, sie muss nach München. Spontan wurde noch eine Fahrkarte verkauft und noch ein freier Platz im Zug gefunden. Die Dame war uns sehr dankbar und freute sich auch über ein reichhaltiges Frühstück in unserem Speisewagen.
Nach Darmstadt begannen wir mit der Fahrscheinkontrolle. Ein etwas dreister Fahrgast zeigte uns sein 9 €-Ticket mit der Begründung „Ihr habt mich nicht am Einsteigen gehindert!“ Da der Fahrgast nur 40€ dabei hatte wurde er an einem Unterwegsbahnhof bei Heidelberg wieder ausgesetzt. Es hat uns ja keiner daran gehindert ihn wieder rauszuwerfen!
Bei der Fahrscheinkontrolle unterstützte uns der Sohn des Reiseleiters, dieser kam bei den meistern Fahrgäste gut an. Mit einer Schaffnerzange in der Hand stempelte er alle ausgedruckten Fahrkarten ab, während der Reiseleiter die Fahrkarten mit dem Belegungsplan abglich. Der Vorstand und Familie versuchten währenddessen dem Ansturm im Speisewagen gerecht zu werden.
Nach der Fahrscheinkontrolle ging das Team nochmals durch den Zug und verkaufte Postkarten mit einer Lok der Baureihe 103. Währenddessen wurde im Speisewagen kräftig Bier gezapft und Kaffee ausgeschenkt. Einige Brötchen wurden auch verkauft.
Gegen 12:30 Uhr war München erreicht und die Fahrgäste strömten zum Hofbräuhaus. Da die meisten Fahrgäste auch ein 9€-Ticket besaßen, nutzen viele die S-Bahn. Einige nahmen auch den 25 Minütigen Fußweg. Zuvor hatten wir Fußwegpläne im Zug ausgelegt sowie eine S-Bahn-Beschreibung und Münchner Liniennetzpläne.
Im Hofbräuhaus angekommen standen viele vor der verschlossenen Tür des Festsaals, das Hofbräuhaus musste uns kurzfristig umplanen uns reservierte uns im Erdgeschoss einen großen Bereich. Die Corona-Pandemie hat das Hofbräuhaus, trotz seiner Größe, schwer getroffen. Vor der Pandemie hatte man noch ca. 120 Kellnerinnen und Kellner, zwischenzeitlich nur noch 30. Da könne man nicht noch das Obergeschoss bedienen. Unser Reiseleiter hat sich dann Quasi in den Weg gesetzt und versucht möglichst viele Fahrgäste wiederzukennen und anzusprechen.
Nach dem Besuch im Hofbräuhaus besuchten die Fahrgäste noch die Münchner Innenstadt. Viele berichteten vom englischen Garten und der stehenden Welle im Eisbach.
Um 18:13 Uhr stand die Rückfahrt an. Pünktlich haben wir den Münchner Hauptbahnhof verlassen.
Auf der Rückfahrt war im Speisewagen Hochbetrieb, die Bierzapfanlage stand nur zum Fässer wechseln still. Glücklicherweise konnten die Jungs von Octobräu Nachschub organisieren, so wurde dann Tegernseer und Augustiner ausgeschenkt.
Die Rückfahrt verlief gut, ein bisschen Verspätung bauten wir in Frankfurt-Süd auf da noch andere Züge vorfahren mussten. Etwas später musste wir kurz vor Gießen auch nochmal stehen. Bereits vor Darmstadt haben wir angefangen unsere Belegten Brötchen zum halben Preis zu verkaufen, da haben wir uns beim Einkauf offensichtlich verschätzt. Es waren bis zum Ende der Fahrt immer noch Brötchen übrig. Der Speisewagen war auch bis zum Ende der Fahrt gut besucht und verkaufte Stetig weiterhin Bier.
Das Zugpersonal fing bereits ab Hanau an im Zug aufzuräumen, Müll zu sammeln und Leergut und Gläser zurückzubringen. Viele Fahrgäste unterstützen uns dabei worüber wir sehr Dankbar waren. Der Vereinsvorstand agierte wie im Akkord mit Müllsäcken und leeren Bierkisten um Ordnung um Zug zu schaffen.
In Marburg angekommen wurde der Zug entladen, einen Teil musste noch nach Gießen. Dieses Mal konnten wir rechtzeitig uns mit dem Stellwerk abstimmen an Gleis 1 zu entladen.
Wegen Personalmangel auf einem anderen Stellwerk in Gießen musste der Zug dann auf Gleis 1 stehen bleiben, erst gegen 11 Uhr fuhr der Zug zurück zum DB Museum nach Koblenz.
Das Team des Vereins „Historisches Bahnbetriebswerk Gießen e. V.“ bedankt sich bei allen Fahrgästen für die Mitfahrt. Irgendwann wird es die nächste Fahrt geben, eine Wiederholung nach München ist nicht auszuschließen. Wann es soweit ist, wissen wir aber noch nicht.
Haben Sie auch Bilder gemacht? Den Bericht würden wir gerne noch ergänzen!
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